Sofortmaßnahmenplan, Geschäftsfortführung, Wiederherstellung
Das Notfallmanagement bringt seine eigenen Vokabeln mit. Eine gute Übersicht über den zeitlichen Ablauf bietet die Grafik aus der BSI 100-4 Notfallmanagement. Wir erklären diese anhand eines einfachen Beispiels:
Sie haben ein romantisches Abendessen zum Geburtstag ihres Partners/in geplant und sitzen zuhause in ihrem Wohnzimmer am Essenstisch gegenüber. Plötzlich fallen bei ihrer Deckenlampe alle vier Glühbirnen aus. Unverhofft sehen Sie sich einer Krise gegenüber. Die Zeit, bis Sie den Ausfall bemerken, ist die Detektionszeit. Idealerweise ist diese kurz. Ein Rauchmelder z.B. hat eine kürzere Detektionszeit eines Zimmerbrandes als ihr Geruchssinn, wenn Sie schlafen. Sie sitzen also im Stockdunkeln. Während Sie noch überlegen, was zu tun ist, hat ihr Partner/in bereits das Smartphone gezückt, die Taschenlampe eingeschaltet, auf ein Glas gelegt und isst das Abendessen ungerührt weiter. Ihr Sofortmaßnahmenplan sollte also innerhalb einer kurzen Reaktionszeit umgesetzt werden. Eine kurze Reaktionszeit basiert z.B. aus Maßnahmen, die aus der alltäglichen Praxis wohlgeübt sind. Was nicht einfach ist, wird einfach nicht funktionieren. Dieser Sofortmaßnahmenplan besteht aus vorgeplanten Maßnahmen, die von denjenigen Mitarbeitern umgesetzt werden, die entweder an der Störungsstelle vor Ort sind oder mit wenig Zeitverzug Maßnahmen initiieren können. Mittels der Taschenlampenapp des Smartphones tasten Sie sich in die Küche vor. Ersatzbirnen haben Sie leider nicht mehr im Haus. Vor einiger Zeit haben Sie den Flyer „Für den Notfall vorgesorgt“ des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe aufmerksam durchgelesen und entsprechende Notfallvorsorgemaßnahmen getroffen. Nur aus diesem Grund haben Sie einige Kerzen im Haus. Das Heraussuchen der Kerzen und Streichhölzer sowie das Einstecken der Kerzen in einen Kerzenhalter würden Sie als Wiederanlaufprozess bezeichnen. Ihr Geschäftsfortführungsplan oder auch Notbetrieb besteht darin, die Funktion der Deckenlampe durch einige Kerzen zu ersetzen. Dabei erreichen Sie weder die gleiche Lichtqualität noch –quantität, können aber ihr Abendessen in Ruhe fortsetzen. Von ihrem Partner/in erhalten Sie für die romantische Stimmung großes Lob. Eine Krise kann auch eine Chance sein.
Das Notbetriebsniveau kann entweder ansteigend sein (wenn sie im Verlauf immer mehr Kerzen entzünden), gleichbleibend sein, zeitlich begrenzt sein (z.B. weil Kerzen heruntergebrannt sind) oder mit diskreten Schritten versehen sein (z.B. weil Sie die Kerzen nur entzünden, wenn Sie das Wohnzimmer benutzen). Am nächsten Werktag gehen Sie in den Supermarkt und beschaffen vier Glühbirnen. Die zur Wiederherstellung benötigten Materialien wie Stehleiter oder Elektroprüfer müssen sie noch heraussuchen. Dieser Wiederherstellungsprozess sollte geplant und wohlüberlegt erfolgen. Sie wechseln also alle vier Birnen und schalten die Deckenlampe an. Dabei stellen Sie fest, dass die Birnen gar nicht defekt sind, sondern sich ein Kabel gelöst hat. Da Sie keine Ursachenforschung betrieben haben, ist ihr Wiederherstellungsprozess unnötig teuer geworden. Die Reparatur ist einfach, aber nicht ungefährlich. Sie müssen nicht nur in knapp zwei Meter Höhe mit einem Schraubenzieher das Kabel in die Lampe zurück stecken, sondern darauf achten dass ihr Partner/in in dieser Zeit nicht den Lichtschalter betätigt. Eine gute Unternehmenskrisenkommunikation ist in diesem Falle Gold wert, wenn Sie nicht unter Strom stehen möchten. Nach erfolgter Reparatur haben Sie kurzzeitig sowohl mehr Licht als Sie benötigen, als auch gewisse Aufräumarbeiten zu erledigen. Unterschätzen Sie diese nicht, denn während Sie die Leiter wegräumen, sehen Sie die Unordnung in der Abstellkammer und die dortige fehlerhafte Elektroverkabelung. Daher beschließen Sie, einen Elektriker zu beauftragen, der die Verkabelung auf weitere Fehlstellen überprüft. Auch beschaffen Sie die verbrauchten Kerzen nach.
Zusammen mit dem Experten durchleuchten Sie ihr Risiko, erarbeiten eine Einsatzauswertung und entwickeln für Sie passende Notfallvorsorgemaßnahmen und Notfallhandbücher.
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