Der jährliche Schaden durch Korruption wird in Deutschland auf mehr als 400 Milliarden Euro geschätzt. Dabei ist vor allem das mittlere und gehobene Management treibende Kraft bei der Korruption.
Korruption ein schleichender Prozess, der auf der untersten Ebene eines Unternehmens beginnt. Um an Informationen zu gelangen und das Unternehmen auszuspähen werden Mitarbeiter*innen eingeschleust, welche bspw. infrastrukturelle Aufgaben übernehmen können. Hier ist die Position eines Pförtners, eine Reinigungskraft oder Kantinenpersonal zu nennen, welche gezielt ausspähen, an welchen Stellen die weiteren Schritte der Korruption ansetzen sollten. Sind diese Informationen vorhanden, findet das Ausforschen des Unternehmens in sensibleren Bereichen statt. Hier werden Personen vor allem in Managementebenen als Assistenzen eingeschleust. Diese Personen sammeln gezielte Informationen über die Mitarbeiter*innen des Unternehmens, um geeignete Zielpersonen für strategische Absprache auszuwählen. Hier können auch externe Dienstleister wie Dolmetscher oder IT-Dienstleister sensible Informationen sammeln, um das Unternehmen zu schädigen. Die abschließende operative Phase tritt dann erst nach einer gewissen Zeit, teilweise erst nach mehreren Jahren ein. In dieser Phase werden Personen aus dem Korruptionsnetzwerk gezielt manipuliert und für die eigenen Zwecke eingesetzt. Bspw. werden Mitarbeiter*innen der Personalabteilung dazu genutzt, um korrupte Personen in Positionen einzuschleusen, wo sie weitere Informationen aus dem Unternehmen bekommen oder anderweitig Schaden verursachen können.
Die Gründe für die Korruption sind vielfältig. Angestrebt wird ein Informationsdiebstahl, um Vorteile zu erwirtschaften oder aber dem Unternehmen zu schaden. Ziele dabei können sein, Konkurrenz aus dem Markt zu vertreiben oder billig zu übernehmen, wofür zuvor der Ruf des Unternehmens geschädigt wird. Beispiele für eine Korruption kann auch die Provokation von Störfällen durch eine*n IT-Administrator*in sein. Dies dient nur dem Zweck, das Unternehmen zu schwächen und den Ruf zu schädigen. Aber auch Sachbearbeiter*innen können korrupt handeln, in dem sie zu teure Ausschreibungsunterlagen erstellen, um einem anderen Unternehmen den Zuschlag zu ermöglichen.
Ein aktuelles Beispiel für Korruption in der Wirtschaft ist der Abhörskandal bei Volkswagen Deutschland: Im Jahr 2017 stritt sich VW mit einem Zulieferer der Prevent-Gruppe. Infolgedessen verweigert der Lieferant die Lieferungen, sodass es bei VW zu einem gezwungenen Produktionsstopp kam. Seitdem sind VW und Prevent in gerichtlichen Auseinandersetzungen. Im Zeitraum von 2017 und 2018 fanden bei VW eine Vielzahl von Strategie-Sitzungen statt, in welchen entschieden werden sollte, wie die Zulieferung durch Prevent ersetzt werden kann. Mittlerweile ist bekannt, dass mehr als 50 Stunden Audiomaterial in diesen Sitzungen heimlich mitgeschnitten wurden und teilweise an die Öffentlichkeit gelangt sind. VW hat daraufhin Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Ein führender Mitarbeiter wurde bezüglich dieser Aufnahmen verdächtigt und aus dem Arbeitsverhältnis freigestellt. Im Nachgang dazu kam es zu einem Brand in dessen Wohnhaus und es wird vermutet, dass dieser Mann in einem Auto verbrannt ist.
Der Abhörskandal zeigt einen sehr präsenten Fall der Korruption, wo diese Audioaufnahmen genutzt werden sollten, um mutmaßlich einen Vorteil gegenüber VW zu erlangen. Dabei ist bisher unbekannt, durch wen diese Aufnahmen beauftragt und durchgeführt wurden und mit welchem abschließenden Ziel. Jedoch zeigt dieses Beispiel, dass Korruption allgegenwärtig ist und auch große Unternehmen mit vielen Sicherheitsvorkehrungen vor geheimen Aufnahmen und dem Diebstahl von Informationen nicht sicher sind.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass sich ein Unternehmen vor Korruption schützen kann. In großen Unternehmen sind hierfür meist ganze Abteilungen aktiv. Auch technische Lösungen können als Hilfsmittel eingesetzt werden, um ungewöhnliche Abläufe zu erkennen. Aber auch kleine Unternehmen können sich mit einfachen Mitteln vor Korruption schützen. Wichtig ist dabei zu beobachten, wie sich die Mitarbeitenden verändert haben. Vor allem Vorgesetzte sollten einen intensiven Kontakt pflegen, um diese Veränderungen zu bemerken und anzusprechen. Es muss ein Vertrauen aufgebaut werden, was wiederum einen Geldwert für das Unternehmen bringt, denn Korruption ist immer auch ein Vertrauensmissbrauch, den es zu erkennen und zu verhindern gilt. Hierfür sind Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl notwendig; das soziale Umfeld muss aufmerksam betrachtet werden.
Als Leitfragen für den Korruptionsschutz gilt:
1. Warum wechselt die Person die Loyalität?
2. Wie erkenne ich den Vertrauensmissbrauch?
3. Wie gehe ich mit einem Verdachtsfall um?
Der Korruptionsschutz kann je nach Größe des Unternehmens delegiert werden. Auch ein externer Dienstleister kann temporär hilfreich sein, um Lücken und Angriffspunkte für Korruption aufzudecken. Die DIN ISO 37001 „Managementsysteme zur Korruptionsbekämpfung“ kann als Hilfsmittel im Korruptionsschutz verwendet werden. Sie bietet ein Fundament für ein gutes Korruptionsmanagement und ist zeitgleich auch zertifizierungsfähig. Durch ein solches Zertifikat wirkt ein Unternehmen nicht nur vertrauenswürdiger und präsentiert sich als guter Partner, zeitgleich wird auch der Wert des Unternehmens gesteigert.
Wenn auch Sie herausfinden wollen, wie zuverlässig die Menschen sind, die in Ihrem Unternehmen arbeiten, dann beginnen auch Sie mit dem Korruptionsschutz. Gerne helfen wir Ihnen dabei!
Anmerkung: Mit der Auflistung von Stellenbeschreibungen, welche für die Einschleusung korrupter Personen geeignet sind möchten wir nicht pauschalisieren, dass alle Personen in diesen Berufsgruppen korrupt sind!