Der Begriff der Krise im täglichen Sprachgebrauch und die tatsächliche Definition
Die Krise ist ein häufig verwendeter Begriff, der jedoch unterschiedliche Aussage hat. Ebenso werden der Notfall und die Katastrophe häufig in unterschiedlichen Kontexten verwendet. Die Landkarte der Begriffe zeigt die Eskalation eines Ereignisses bis hin zu einer Katastrophe.

Ein Ereignis kann sowohl positiv wie auch negativ bewertet werden. Dies bedeutet, dass das Auftreten eines Ereignisses nicht generell einen Schaden verursacht, sondern auch ein Anstoß oder eine Chance sein kann, welcher das Unternehmen voranbringt. Bspw. kann ein Anruf sowohl eine gute wie auch eine schlechte Nachricht enthalten und wird in beiden Fällen als Ereignis bewertet.

Eine Störung hingegen ist die negative Eskalation eines Ereignisses. Sie ist eine Abweichung vom Normalzustand, ohne jedoch einen massiven Schaden zu verursachen. In einem Unternehmen ist sowohl eine Störung wie auch ein negatives Ereignis mit der allgemeinen Aufbauorganisation (AAO), also den täglichen Strukturen und Verantwortlichkeiten bewältigbar.

Kommt es jedoch zu einer weiteren Eskalation der Störung, so wird dies als Notfall bezeichnet. Die DIN EN ISO 22300 definiert den Notfall als ein „plötzliches, dringendes, üblicherweise unvorhergesehenes Vorkommnis oder Ereignis, das unverzüglich Maßnahmen erfordert“ [1]. Durch diese unverzüglichen Maßnahmen wird auch die Grenze zwischen der allgemeinen und der besonderen Aufbauorganisation (BAO) gekennzeichnet. Die besondere Aufbauorganisation, bspw. in Form eines Notfall- oder Krisenstabes übernimmt die Notfallbewältigung nach einem definierten Notfallhandbuch.

Die Krise ist die nächsthöhere Eskalationsstufe nach dem Notfall. Sie zeichnet sich nach der DIN CEN/TS 17091 aus als „neuartiges oder außergewöhnliches Ereignis bzw. Lage, von dem/der eine Bedrohung für eine Organisation ausgeht und das/die eine strategische, anpassungsfähige und rechtzeitige Reaktion erfordert, um die Funktionsfähigkeit und Unversehrtheit der Organisation zu erhalten“ [2]. Vor allem ihr existenzbedrohender Charakter ist als Merkmal hervorzuheben.

Die Katastrophe ist eine weitere Eskalation einer Krise, welche staatliches Eingreifen erfordert und nicht nur einzelne Unternehmen, sondern ganze Regionen betrifft. Für ein Unternehmen ist daher festzuhalten, dass dieses von einer Katastrophe betroffen sein kann, allerdings nur in den wenigsten Fällen der Auslöser einer solchen ist. Der Begriff der Krise ist somit als Hauptbegriff für Ereignisse in Unternehmen mit einem großen Schaden, vielen Auswirkungen und einem schnellen Handlungsbedarf zu definieren.

Notfall- und Krisenmanagement
Das Notfall- und Krisenmanagement befasst sich mit der Vorsorge und der Bewältigung von Krisen und Notfällen, je nach Eskalationsstufe des Ereignisses. Die Abbildung zeigt den Kreislauf des Krisen- und Notfallmanagements nach der DIN EN ISO 22301, welcher die Bestandteile dessen aufführt.

Wesentlich für ein Krisen- und Notfallmanagement ist die Durchführung einer Business Impact Analyse, auch BIA genannt, in welcher Risiken erkannt, bewertet und priorisiert werden. Aufbauend auf diese Ergebnisse ist sowohl eine Notfallvorsorge wie auch die Erstellung eines Notfallhandbuches notwendig.

Die Notfallvorsorge dient im Notfallmanagement dazu, die erkannten Risiken zu reduzieren und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf die Bewältigung von Notfällen vorzubereiten. Die Gobal Crisis Survey zeigt, dass viele Unternehmen eine Krise erwarten, allerdings trotzdem nicht alle auf eine Krise vorbereitet sind. Dabei lohnt sich eine Notfallvorsorge, da hierdurch ein neuer Blick auf das Unternehmen möglich ist, das Unternehmen resilienter wird und auch in anderen Bereichen davon profitieren kann. Vor allem Übungen und Schulungen sind sinnvoll und hilfreich, um Erfahrungen zu sammeln und das Notfallmanagement zu verbessern. Es geht nicht nur darum Prozesse und Systeme besser kennen zu lernen, sondern auch das verantwortliche Personal für die Bewältigung einer Krise näher zusammen zu bringen. Jede Übung reduziert die Unsicherheit und eine Grundregel ist dabei, dass Fehler erlaubt sind.

Nach dem Eintritt eines Ereignisses ist eine Übung nicht mehr möglich. Allerdings kann das Notfallhandbuch die Verantwortlichen in der Bewältigung einer Lage unterstützen und zum einen Sofortmaßnahmen, zum anderen langfristige Maßnahmen zur Bewältigung vorgeben. Zu beachten ist dabei, dass ein Handbuch für einen Notfall erstellt werden kann, welches unterschiedliche Pläne für Notfälle enthält. Krisen sind meist unvorhergesehen, sodass zwar ein grundsätzliches Krisenhandbuch erstellt werden kann, dies jedoch allgemein gehalten werden muss und stattdessen Strukturen vorgibt, welche die Bewältigung einer Krise erleichtern. Daher ist es als sinnvoller zu bewerten, im Notfall- und Krisenmanagement den Schwerpunkt auf grundsätzliche Methodiken zur Bewältigung jeglicher Ereignisse zu legen.

Ein wesentlicher Bestandteil der Notfallbewältigung ist eine umfangreiche Dokumentation durch geeignete Personen. Diese Dokumentation ist im Nachhinein sowohl gerichtsfest und kann bei einem Prozess als Nachweis für den Verlauf der Krise vorgelegt werden, als auch eine Auswertungsgrundlage, anhand welcher die Entscheidungen und der Verlauf der Krise reflektiert werden können. Dies ist besonders für eine spätere Verbesserung des Krisen- und Notfallmanagements relevant, denn nach einer Krise kann aus den Erfahrungen bei der Bewältigung dieser gelernt werden.

Um zu wissen, was den BCM-Kreislauf vervollständigt, hören Sie rein in unseren Business Resilience Podcast.

Literatur
[1] DIN-Normenausschuss Feuerwehrwesen (FNFW); DIN-Normenausschuss Dienstleistungen (NADL); DIN-Normenausschuss Informationstechnik und Anwendungen (NIA). DIN EN ISO 22300:2018, Sicherheit und Resilienz – Vokabular (ISO 22300:2018): Beuth Verlag.
[2] DIN-Normenausschuss Feuerwehrwesen (FNFW). DIN CEN/TS 17091:2018, Krisenmanagement – Strategische Grundsätze. Berlin: Beuth Verlag.