Die Krisenstäbe auf der ganzen Welt arbeiten auf Hochtouren. Dabei sind sowohl die kommunalen und behördlichen Krisenstäbe im Einsatz, als auch die Krisenstäbe der Unternehmen aktiv. (Siehe auch Blogartikel: Was ist eigentlich der Unterschied?) Doch die aktuelle Lage ist außergewöhnlich und für die meisten auch außerhalb jedes bisher geübten Szenarios. Was ist also in der aktuellen Lage zu beachten?

Infektionen im Krisenstab

Viren trauen sich nicht in Krisenstäbe. Eine irrige Annahme. Infektionen von Mitgliedern des Krisenstabes können zu großen Problemen in der Entscheidungsfähigkeit des Stabes führen. Sind wir doch ehrlich: In den meisten Stäben sind nicht alle Stabspositionen doppelt und dreifach besetzt. Bei einer bestätigten Infektion eines Mitglieds muss sodann der gesamte Stab in Quarantäne (keine Theorie, bereits passiert!).

Was kann man dagegen tun?

  • Prüfen Sie ob eine physische Zusammenkunft zwingend notwendig ist. Ja, man hat in einen tollen Krisenstabsraum investiert, aber jetzt ist nicht die Zeit für Spielereien mit dem neuen Smartboard.
  • Weichen Sie auf virtuelle Krisenstabsräume in Form von Web- und Videomeetings aus. Nutzen Sie moderne Technologien zur Lagedarstellung, zur Kommunikation und zum Informationsaustausch.
  • Ist ein physischen Treffen unausweichlich, achten Sie verstärkt auf die Hygienemaßnahmen:
    • Reinigen Sie Kontaktflächen (und dazu gehören u.a. auch Telefone, Computermäuse, Headsets und Tastaturen) regelmäßig
    • Halten Sie Abstand zu einander (min. 2 Meter)
    • Lüften Sie die Räumlichkeiten gut und häufig
    • Tragen Sie nach Möglichkeit eine Schutzmaske (min. OP- oder Stoffmaske)
    • Vermeiden Sie, dass Mitglieder des Krisenstabes außerhalb unnötigen Kontakt haben (z.B. kümmern Sie sich um Einkäufe oder ähnliches)

Mit dem Druck umgehen

Für die Mitglieder im Krisenstab geht es um viel. Am heftigsten trifft es die, die mit Ihren Entscheidungen vermeintlich über Menschenleben entscheiden. Und damit ist nicht nur eine Triage gemeint, sondern durchaus auch einschränkende Maßnahmen mit entsprechenden Folgen. z.B. Einsatzkräfte in Gefahrenbereiche zu entsenden, mit der Gefahr einer Ansteckung und entsprechenden gesundheitlichen Folgen.

Doch auch Entscheidungen mit potentiellen Auswirkungen auf die Existenz des Unternehmens und der Zukunft der Mitarbeiter – und dem Krisenstabsmitglied selbst – wiegen schwer.

Kümmern Sie sich um

  • Ausreichende Pausen. Niemand kann gute Entscheidungen im Akkord fällen.
  • Ausreichende Psychohygiene. Sprechen Sie untereinander über den Druck, der auf allen Schultern lastet.
  • Binden Sie professionelle Hilfe mit ein. Geben Sie den Stabsmitgliedern an die Hand welche physischen und psychischen Reaktionen auf die Situation normal sind und welche einer professionellen Betreuung bedürfen.
  • Essen und Trinken gehören auch dazu. Sorgen Sie für eine ausreichende Versorgung. Krisenstabsarbeit kann wie Marathonlaufen sein. Und dabei dehydriert man all zu schnell.

Und folgen Sie dem 1×1 der Führungslehre: Wenden Sie sie zum Schutze aller den Führungskreislauf richtig an.  Fällt man doch häufig zwischen allen schlechten, nur die am wenigsten schlechte Entscheidung. Richtig entscheiden kann man lernen!

Halten Sie zwingend Ihre Ziele und Ihre Aufgaben nach. Kontrollieren Sie deren Umsetzung und Wirkung!

 

Faktor Zeit

Niemand kann mit Sicherheit sagen, was noch auf uns zukommt und vor allem wielange die aktuelle Situation noch andauert. Daher müssen Sie auch mit sich und anderen Mitgliedern des Krisenstabes ressourcenschonend umgehen. Übermüdete und ausgelaugte Stabsmitglieder fällen keine guten Entscheidungen.

Wo es möglich ist, bilden Sie Ablösen und Teams. Diese sollten immer gleich besetzt sein und zu keiner Kontaktvermischung von Personen führen. Bilden Sie einen Schichtbetrieb. Sorgen Sie für ausreichend Freizeit. Krisenstabsarbeit ist in höchstem Maße anstrengend.

Kontinuierliche Verbesserung

Alle sind im Arbeitsmodus. Lessons learned machen wir später. Aber warum? Nehmen Sie sich zweimal am Tag oder 1x pro Schicht Zeit und evaluieren Sie Ihre Arbeit. Was läuft gut? Was läuft schlecht und was sollte man optimieren? Kommt jeder mit seiner Rolle klar? Passt die Sitzordnung? Ist der Arbeitslast gut verteilt? Gibt es Defizite in der Kommunikation?

Klopfen Sie sich ab und zu mal selbst auf die Schulter für alles was gut läuft. Optimieren Sie ihre Stabsarbeits stetig. Nichts ist schlimmer als offensichtliche oder verdeckte Mängel einfach zu Schlucken und mit Workarounds zu arbeiten. Machen Sie sich die (Zusammen-)Arbeit so angenehm wie möglich.

Führen Sie ein Board mit „abstrusen, unmöglichen, undurchführbaren oder irrwitzigen“ Lösungsideen. Die unmögliche Lösung von heute kann die dringend benötigte Lösung von morgen sein.